Montag, 8. September 2014

Gabriele Krone-Schmalz: Wie objektiv ist die Ex-Journalistin?

Gabriele Krone-Schmalz
Zur Person
Gabriele Krone-Schmalz, am 8.11.1949 in Lam in Bayern geboren, hat osteuropäische Geschichte, Politikwissenschaften und Slawistik studiert (Magister 1974, Promotion in Geschichte und Politik 1977). Im November 1976 hat Krone-Schmalz ein Volontariat beim WDR gemacht, bei dem sie anschließend in Festanstellung für verschiedene Sendungen gearbeitet hat.
Gabriele Krone Schmalz war von August 1987 bis August 1991 ARD-Korrespondentin in Moskau, anschließend kehrte sie zurück nach Deutschand und macht eine Sabbatjahr. Ab Mitte 1992 arbeitete Gabriele Krone Schmalz nach eigenen Angaben als freie Journalistin und Autorin. Zwischen 1992 und 1997 hat sie den ARD-Kulturweltspiegel moderiert.
Gabriele Krone-Schmalz ist Autorin mehrerer Russland-Bücher und seit 2001 Mitglied im Lenkungsauschuss "Petersburger Dialog", den der russische Präsident Putin und der deutsche Bundeshanzler Schröder initiiert haben.

In der aktuellen Ukraine-Krise bildet Gabriele Krone-Schmalz die Sperrspitze derjenigen, die die Berichterstattung als parteiisch und ein negatives Russland-Bild in der Presse kritisieren. Obwohl die Medienkritik z.T. berechtigt ist, sind weder Krone-Schmalz noch ihre Anhänger im Ukraine-Konflikt unparteiisch, was die folgende Analyse zeigt - und die Mission von Krone-Schmalz.


Krone-Schmalz wirbt in Medien und auf Veranstaltungen für Putin und Russland
Eine Webrecherche ergibt, dass Gabriele Krone-Schmalz mindestens seit 2007 Partei für Putin und Russland ergreift - auf Veranstaltungen und in Interviews:

November 2007
  • Putins schlechte Presse im Westen liege nicht an ihm, so Gabriele Krone-Schmalz in der Berliner Zeitung.
  • Putin sei „wie kaum einer seiner Vorgänger bemüht, Russland zu einem rechtsstaatlichen Fundament zu verhelfen“, zitiert das Handelsblatt aus dem Buch "Was passiert in Russland?" von Gabriele Krone-Schmalz.
März 2009
  •  „Entrümpeln Sie die Schublade, auf der Russland steht“, zitiert die Mainpost Gabriele Krone-Schmalz.
September 2009
  • „Putin hat viele Beispiele für die neue Offenheit geliefert. Doch die Reaktion im Westen war immer die gleiche. Legte er Untersuchungsergebnisse vor, wurden diese angezweifelt. Verweigerte er diese, wurde ihm unterstellt, er wolle etwas vertuschen.”

    Gabriele Krone-Schmalz - eine fröhliche Melancholikerin | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
    http://www.derwesten.de/kultur/gabriele-krone-schmalz-eine-froehliche-melancholikerin-id10471.html#plx1571707046
     „Putin hat viele Beispiele für die neue Offenheit geliefert. Doch die Reaktion im Westen war immer die gleiche. Legte er Untersuchungsergebnisse vor, wurden diese angezweifelt. Verweigerte er diese, wurde ihm unterstellt, er wolle etwas vertuschen”, sagt  Gabriele Krone-Schmalz in der WAZ.
März 2012
  • „Hätte die westliche Welt Putin in seiner ersten Amtszeit als hochmotivierten Realpolitiker ernstgenommen, statt in ihm nur den KGB-Mann zu sehen, dem man nichts glauben kann, würden wir heute wohl nicht über eine dritte Amtszeit reden“, kritisiert Gabriele Krone-Schmalz in der TAZ.  
Mai 2014
  • Putin – „intelligent, diszipliniert, Patriot, aber kein Nationalist“ – sei in seiner ersten Amtszeit auf den Westen sehr offen zugegangen, aber meist misstrauisch zurückgewiesen worden. Dadurch sei er härter geworden, berichtet das Mindener Tageblatt.

Krone-Schmalz' Kommentare für Cicero transporieren eine klare Botschaft:
  • "Warum wir Russland Unrecht tun",  Cicero, Februar 2012.
  • "Der Westen ist nicht das Maß der Dinge" Cicero, Juni 2012.
  •  "Auf den Westen ist kein Verlass", Cicero, März 2014

Rezensenten kritisieren Krone-Schmalz: Sie beschönigt und manipuliert
2007 hat sie ihr Buch "Was passiert in Russland" veröffentlicht. Rezensionsauszüge von Perlentaucher:
  • NZZ, Juni 2008: Zwei neue Bücher von Auslandskorrespondenten über Russland bespricht Alexander Schrepfer-Proskurjakov Rücken an Rücken. Interessant scheinen sie ihm nicht zuletzt deshalb, weil sie in ihrer Einschätzung der russischen Politgegenwart zu recht unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Während Dirk Sager [Anmerkung: von 1990-2004 Leiter des ZDF-Studios in Moskau - mit einjähriger Unterbrechung, in der er Chef des ZDF-Studios Brandenburg war] die westlichen Sorgen für sehr wohl gerechtfertigt hält, sieht Gabriele Krone-Schmalz viele Vorurteile und übertriebenen Alarmismus im Spiel. Zwar scheint ihr manche Kritik sehr wohl angebracht, vor allem aber die Respektlosigkeit, die nach dem Kalten Krieg die Haltung gegenüber Russland bestimme, findet sie mehr als bedenklich. Der Rezensent geht auf die einzelnen Argumente leider nicht näher ein - und bleibt auch in der Beurteilung sowohl Russlands als auch der beiden Bücher völlig neutral. 
  • SZ, März 2008: Ingo Petz hat zwei neue Bücher über das postsowjetische Russland gelesen, die er sehr unterschiedlich bewertet. Gabriele Krone-Schmalz' Darstellung des gegenwärtigen Russlands hat den Rezensenten maßlos geärgert, und er wirft der ehemaligen ARD-Korrespondentin eine beschönigende, geschichtsklitternde und allzu eindimensionale Sichtweise vor. Dabei gehe es der Autorin darum zu zeigen, dass die deutsche, überwiegend negative Berichterstattung über Russland viel zu klischeehaft sei. Demgegenüber versuche sie, ein positiveres Bild des heutigen Russlands zu zeichnen. Mitunter hat der Rezensent gar den üblen Eindruck, dass Krone-Schmalz mit ihren vereinfachenden Darstellungen bei Themen wie der russischen "Vergangenheitsbewältigung" ihre Leser manipulieren will und ihre "Relativierungen" beispielsweise der politischen Ziele des staatlichen Energiekonzerns Gasprom findet er alles andere als überzeugend. 

Krone-Schmalz war oft die erste
Im Medium-Magazin sagt Gabriele Krone-Schmalz 2011:
„Das Foto muss Ende der 1980er Jahre entstanden sein, als ich ARD-Korrespondentin in Moskau war; die journalistisch und menschlich spannendste Zeit meines Lebens. Auch die arbeitsreichste. Wenn man das Glück hat, mit einzigem Wohnsitz in Moskau den Alltag einer weltweit spürbaren Umbruchsphase, wie sie die Jahre 1987 bis 1991 waren, hautnah mitzuerleben, dann hat man die Chance, ein für alle Mal zu lernen, dass der eigene Maßstab nicht der Maßstab aller Dinge ist.
Abgesehen von den vielen intensiven Begegnungen mit einem nicht nur klimatisch extremen Land und seinen Menschen erinnere ich mich besonders gerne an drei berufliche Höhepunkte. 1988 durfte ich die erste deutsch-sowjetische Fernsehbrücke moderieren, was mich viel Nerven gekostet hat, da es ja auf Russisch passieren musste. Wenn ich an die Einschaltquoten des sowjetunionweit ausgestrahlten Programms denke … Dann: Noch vor den einheimischen Kollegen war ich der erste Journalist, der in den Kellern und Archiven des sowjetischen Geheimdienstes KGB drehen durfte. Was dazu führte, dass das sowjetische Fernsehen über unseren Film berichtete und unser Team in Gesprächssendungen eingeladen wurde. Und schließlich: als erstem in Moskau akkreditierten westlichen Korrespondenten ist es mir gelungen, zusammen mit meinem damaligen Kollegen aus Ost-Berlin, ein Interview mit Staats- und Parteichef Gorbatschow zu bekommen. Es ging im Wesentlichen um die Frage der NATO-Zugehörigkeit des vereinten Deutschlands.“


Zwischenfazit
Gabriele Krone-Schmalz war als Korrespondentin vier Jahre lang in Moskau - das liegt inzwischen 23 Jahre zurück. Seit mindestens sieben Jahren wirbt sie für Russland und Putin. In ihrem Buch "Was passiert in Russland" zeichnet sie ein vollständig gegensätzliches Russland-Bild als Autoren anderer Russland-Bücher, die deutlich länger in Russland lebten: So war beispielsweise Dirk Sager 13 Jahre lang Korrespondent in Russland, dessen Buch "Pulverfass Russland: Wohin steuert die Großmacht" knapp vier Jahre, nachdem er Russland verlassen hatte, erschienen ist. 

Woher nimmt Gabriele Krone-Schmalz also ihre Expertise? "Ständig dort wohnen möchte ich nicht mehr. Das war eine wertvolle Erfahrung, aber jetzt reicht es mir, wenn ich gelegentlich hinfliege und Freunde besuche. Ich vermisse Russland eher insofern, als dass ich mich manchmal über die Berichterstattung ärgere. Dann denke ich: Mensch, da müsste ich jetzt mitfummeln. Russland ist nach wie vor das Thema, bei dem ich am meisten hingucke." Das sagte sie in einem Stern-Interview 2004.

Aufschlussreich ist der Vergleich der Klappentexte der beiden Russland-Bücher:
  • Krone-Schmalz: "Kritisch, klug und objektiv setzt sich die Russland-Expertin mit den gängigen Vorurteilen über die alte neue Weltmacht auseinander: Als ARD-Korrespondentin hat Gabriele Krone-Schmalz die Jahre des Umbruchs in der Sowjetunion miterlebt und die darauf folgende Entwicklung Russlands genau beobachtet. Sie weist auf die Diskrepanzen zwischen der russischen Realität und den Stereotypen in der westlichen Wahrnehmung hin. Sie stellt sich der Herausforderung, bewusste und unbewusste Verfälschungen im gängigen Russlandbild aufzuzeigen und scheut dabei vor zentralen Reizthemen wie Putins "gelenkter Demokratie", Energiepolitik, Pressefreiheit, Tschetschenien nicht zurück." (vgl. Rezensionen oben). 
  • Sager: "Wie gefährlich ist Russland? Dirk Sager über die wiedererstarkte Großmacht Russland ist in die Zeiten autoritärer Herrschaft zurückgefallen: Der Kreml hat die Demokratie ausgehöhlt und im Land eine Atmosphäre geschaffen, in der die Morde an Regimegegnern wie Anna Politkowskaja überhaupt erst möglich wurden. Während der Geheimdienst FSB nach innen für Ordnung sorgt, verkörpert der Gasprom-Konzern, der die Kontrolle über den europäischen Energiemarkt anstrebt, nach außen den russischen Anspruch auf Weltgeltung. Was steckt hinter den Moskauer Machtspielen? Was bedeutet dies für den Rest der Welt? Dirk Sager, langjähriger Leiter des Moskauer ZDF-Studios und ein herausragender Russlandkenner, liefert einen atemberaubenden Bericht aus dem Zentrum der russischen Macht."

Auffällig ist, dass zuerst die Person Gabriele Krone-Schmalz als "kritisch, klug und objektiv" und als Russland-Expertin charakterisiert wird, bevor eine Art Inhaltsbeschreibung folgt. Konträr hierzu wird Sager erst am Ende des Klappentextes vorgestellt und es wird etwas weniger dick aufgetragen. Während es in der Beschreibung zu Sagers Buch um Russland und Putin geht, stellt sich Krone-Schmalz der "Herausforderung, bewusste und unbewusste Verfälschungen im gängigen Russlandbild aufzuzeigen". Im Prinzip insziniert sich Krone-Schmalz im eigenen Buch, das ein Blumenstrauß an Themen bietet: "gelenkte Demokratie", Energiepolitik, Pressefreiheit, Tschetschenien" -  vor denen Krone-Schmalz "nicht zurückschreckt". Sagers Buch hingegen fokusiert sich ganz klar auf die Veränderungen im Kreml und deren Auswirkungen.

Gabriele Krone-Schmalz im Zapp-Interview des NDR
Menschen, die mit der Ukraine-Berichterstattung und der Politik im Rahmen der Ukraine-Krise unzufrieden sind, feiern das Zapp-Interview mit Gabriele Krone-Schmalz im NDR (16.4.14), beispielsweise Stefan Slaby (siehe Antwort auf zweite Frage, siehe Analyse von Stefan Slaby).

Doch stimmt das, was Gabriele Krone-Schmalz, antwortet - und vor allem, wie objektiv sind ihre Antworten? Im Folgenden werden Ausschnitte des 24-minütigen Zapp-Interviews analysiert.

Minute 0:28: Gabriele Krone-Schmalz soll Fehler benennen, die Journalisten bei der Ukraine-Berichterstattung gemacht haben.
"Ein großer Fehler hat sich eigentlich schon Ende letzten Jahres abgespielt. Man hätte im Zusammenhang mit der Ukraine viel, viel früher das EU-Assoziierungsabkommen, über das ja jeder geredet hat, mal erklären sollen. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten unserer Kollegen dieses Abkommen nicht gelesen haben, sonst wären sie möglicherweise über Paragraph 7 gestolpert, darin ist nämlich von militärischer Zusammenarbeit die Rede, zum Beispiel. Von Konvergenz auf diesem Gebiet. Also, wir, die Medien, hätten zu einem frühen Zeitpunkt wissen müssen – und es auch verkünden müssen – dass dieses Assoziierungsabkommen die Ukraine zerreißt."
Man kann Krone-Schmalz zustimmen, dass die Inhalte des Assoziierungsabkommens zwischen EU und Ukraine in den Medien wenig thematisiert wurden. Ihre Ausführungen zu Paragraph 7 sind allerdings gewagt; dort heißt es:
"Foreign and security policy (siehe auch hier)
1. The Parties shall intensify their dialogue and cooperation and promote gradual convergence in the area of foreign and security policy, including the Common Security and Defence Policy (CSDP), and shall address in particular issues of conflict prevention and crisis management, regional stability, disarmament, non - proliferation, arms control and arms export control as well as enhanced mutually - beneficial dialogue in the field of space. Cooperation will be based on common values and mutual interests, and shall aim at increasing policy convergence and effectiveness, and promoting joint policy planning. To this end, the Parties shall make use of bilateral, international and regional fora.
2. Ukraine , the EU and the Member States reaffirm their commitment to the principles of respect for independence, sovereignty, territorial integrity and inviolability of borders, as established in the UN Charter and the Helsinki Final Act of 1975 of the Conference o n Security and Cooperation in Europe, and to promoting these principles in bilateral and multilateral relations.
3. The Parties shall address in a timely and coherent manner the challenges to these principles at all appropriate levels of the political dia logue provided for in this Agreement, including at ministerial level."
Weshalb soll dieser Paragraph die Ukraine zerreißen? EU und Ukraine vereinbaren eine Zusammenarbeit im Bereich der Sicherheits- und Außenpolitik, die in Absatz 1 beispielsweise Konfliktprävention und Krisenmanagement umfasst, um regionale Stabilität zu sichern. Es geht dort auch um Abrüstung und Rüstungskontrolle sowie um die Basis gemeinsamer Werte. In Absatz 2 wird ein Teil dieser Werte deutlich: So sichern die EU-Staaten - basierend auf der UN-Charta und der Schlussakte der OSZE von Helsinki 1975 - der Ukraine Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität zu. Russland ist in der UN und OSZE Mitglied.

"Medien müssen etwas verkünden", antwortet Gabriele Krone-Schmalz. Allerdings sollen Journalisten unabhängig und weitgehend objektiv berichten. Missionare und Ideologen hingegen verkünden. Außerdem irritiert ihre Aussage "Wir Medien". Gabriele Krone-Schmalz ist seit 1992 lediglich ab und an als Journalistin tätig - daran ändern die fünf Jahre Moderation des ARD-Weltkulturspiegels auch nichts.

Ab Minute 1:11: Der Interviewer fragt: "Das beantwortet aber nicht die Frage, wo diese Kluft herkommt zwischen öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung gerade, diese Kluft zwischen Journalisten und Publikum. Ich denke, die meisten Leute, das Publikum, die sich jetzt beschweren, die werden dieses Assoziierungsabkommen auch nicht gelesen haben."

Gabriele Krone-Schmalz antwortet: "Das mag schon sein. Ich will vielleicht erst mal noch ein paar offensichtliche Fehler aufführen, um dann auf die Kluft zu kommen."

An dieser Stelle wird deutlich, dass Krone-Schmalz ihren Vortrag halten möchte:

"Wenn Sie mal darauf achten, wie präzise oder unpräzise mit Begriffen umgegangen wird: Europa und EU ist nicht dasselbe, und es ist sehr oft Europa genannt, wenn EU gemeint ist. Und Bürger sind offensichtlich nicht so dumm, dass ihnen das nicht auffällt. Oder – in der Berichterstattung über Russland – da weiß ich es nun besonders; bei dem anderen will ich mich nicht aus dem Fenster hängen – ist sehr, sehr oft von »wohl«, »offensichtlich«, »vermutlich«, »wahrscheinlich«, so in der Richtung die Rede. Die Fragen, die von den Kollegen in den Studios kommen, sind ja auch darauf ausgerichtet: »Was glauben Sie«, »was denken Sie«, »was meinen Sie«, und ich denke, da müsste man sich viel öfter verweigern. Auch das merken Zuschauer."

Das stimmt durchaus. Es ist allerdings auch ein Problem bei anderen Themen, bei denen es hingegen keine so große Kluft zwischen öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung gibt wie beim Ukraine-Konflikt. Eine schwache Argumentation.

Man kann sicher darüber diskutieren, ob die Befragung der Korrespondenten sinnvoll ist. Da Korrespondenten nur mutmaßen können, nutzen sie richtigerweise Begriffe wie »wohl«, »offensichtlich«, »vermutlich« oder »wahrscheinlich« verwenden. Es wäre vielleicht sinnvoller, wenn ein Experte berechtigte Fragen, wie es weitergehen könnte, beantwortet. Allerdings müsste auch dieser sich mit Begriff wie »wohl«, »offensichtlich«, »vermutlich« oder »wahrscheinlich« begnügen, weil er schließlich nicht die Zukunft vorhersagen kann.
"Und dann – und ich glaube, das merken sie ganz extrem – diese entlarvenden Automatismen. Also wenn beispielsweise der Moderator im Studio fragt den Kollegen vor Ort: »Droht der Ostukraine jetzt das gleiche Schicksal wie der Krim?« Das darf nicht sein! Das gehört da nicht hin.
Oder wenn von pro-russischem Mob die Rede ist und dieser Begriff es bis in die öffentlich-rechtlichen Nachrichten schafft."

Weshalb darf der Moderator die Frage nicht stellen, erläutert Gabriele Krone-Schmalz nicht. Nach der Annexion der Krim durch Russland sind auch in der Ostukraine bewaffnete Menschen aufgetaucht, deren Tarnkleidung eine verblüffende Ähnlichkeit zu den sogenannten grünen Männchen hatte, die zuvor die Krim schrittweise bevölkert haben. Über diese Soldaten ohne Hoheitsabzeichen hatte Putin gesagt, es seien keine russischen Soldaten. Wochen später sagte er, selbstverständlich seien das russische Soldaten gewesen. Vor diesem Hintergrund muss ein Journalist die Frage stellen (siehe z.B: hier, hier und hier)

Bei der Kritik an der Bezeichnung Mob kann man ihr zustimmen. Wobei Krone-Schmalz durchaus auch auf die Manipulation der russischen Medien und in deren deutschsprachigen Verlängerungen hätte eingehen können und auf deren Auswirkungen auf andere Medien. Sie antwortet weiter:
"Also: Diese Kluft zu erklären, ist sicher schwierig, aber ich habe den Eindruck, dass Bürger, die ja nun mal in einem System leben, das man demokratisch nennt, und die ja irgendwann auch in die Lage kommen, Entscheidungen treffen zu müssen auf einer soliden Grundlage; dass Bürger sich ein gutes Gespür dafür bewahrt haben, dass die Welt nicht nur in Gut und Böse zu unterteilen ist, dass man genauer hingucken muss, dass sie mehr Hintergründe wollen, auch wenn sich das manchmal durch die Quoten nicht zu bestätigen scheint, und dass sie dann rebellieren, wenn hundert Jahre, nachdem der erste Weltkrieg ausgebrochen ist, man an einer Stufe steht, wo man ernsthaft Angst haben muss, dass durch eine unprofessionelle Entscheidung – um es mal so zu sagen – vorbereitet durch unprofessionell arbeitende Medien, etwas passiert, was wir alle nicht überleben."

Auch hier fabuliert Gabriele Krone-Schmalz mehr als sie die Frage nach der Kluft beantwortet. Es scheint mehr ein Bauchgefühl als Fakten zu sein.

Das gesamte Interview gibt es bei Carta transkribiert. 

Kommentar zum Interview
Gabriele Krone-Schmalz gelingt es nicht, überzeugend die deutsche Berichterstattung zu kritisieren. Sie kritisiert einige Punkte zu Recht, für die sie allerdings auf schwammige Fakten zurückgreift. Das liegt daran, dass Krone-Schmalz nicht konkret auf die Fragen antwortet und hierfür keine Beispiele vertiefend erwähnt. Vielmehr versucht sie, einen Vortrag, den sie bei Veranstaltungen hält, in dieses Interview zu pressen. Enttäuschend ist, dass der Journalistik-Professorin nicht gelingt, ihre Medienkritik auf eine fundierte Metaebene zu heben. So sind fehlerhafte Bezeichnungen bei Journalisten und Befragungen von Korrespondenten kein typisches Ukraine-Russland-Phänomen. Andere Erklärungen für die Kluft zwischen öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung bringt sie nicht. So könnten viele Menschen negativ auf die Medienberichte reagieren, weil eine Kriegsgefahr mit Russland überraschend und rasch gestiegen ist, die die meisten Ende 2013 noch vollständig ausgeschlossen hätten. Das ist nur schwer zu verstehen...

Fazit
Gabriele Krone-Schmalz lässt sich nicht eindeutig als Truther einordnen, weil sie z.T. auf Fakten zurückgreift und nicht generell die Medien ablehnt. Ihr Problem ist vielmehr, dass sie offenbar so sehr von den vier Jahren in Moskau und dem Zusammenbruch der Sowjetunion geprägt ist, dass sie in dieser Zeit gefangen ist. Das erklärt auch, weshalb sie Putin trotz Änderungen am politischen Kurs verteidigt, der ebenfalls Gefangener eines längst vergangenen Reiches ist. 
Medien, die Krone-Schmalz in Ansätzen durchaus berechtigt kritisiert, sind nicht für den Ukraine-Russland-Konflikt verantwortlich - auch nicht für die Verschärfung der Lage in den fünf Monate nach dem Zapp-Interview.
Letztlich verfolgt Gabriele Krone-Schmalz seit Jahren eine Russland-Mission. Wer die o.g. Medientexte liest, wird merken, wie bestimmte Phrasen sich in den Jahren wiederholen, z.B. "Westen ist nicht der Maßstab".

1 Kommentar:

  1. Danke für den Artikel. Die arrogante und oberlehrerhafte Krone-Schmalz bringt mich jedes Mal auf die Palme. Mir war nicht bewusst, dass ihre Zeit als Moskau-Korrespondent so lange zurückliegt. Das erklärt einiges.

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